Ein Besuch in den Silberminen von Potosi – mit Sicherheit eine der beeindruckensten und erschütterndsten Erfahrungen in Südamerika.
Potosí liegt zwischen 3.976 m und 4.070 m Seehöhe auf der Hochebene des Altiplano, in einer kargen, steppenhaften Gegend. Die Stadt gilt als die höchstgelegene Großstadt der Welt.
Historisch liegt die Bedeutung von Potosi vor allem in der Förderung von Silber im Cerro Rico. Sobald die spanischen Eroberer von den versteckten Reichtümern im Berg erfuhren, begannen sie sofort mit gross angelegten Ausgrabungen. Tausende von Indigenas wurden versklavt und zur Arbeit in den Minen gezwungen. Zusätzlich wurden Sklaven aus Afrika nach Bolivien verschifft. Da sie aber in der Höhe nicht überlebensfähig waren, starben die meisten von ihnen bereits beim Aufstieg zu den Minen. Doch auch die Einheimischen überlebten aufgrund der unvorstellbaren Bedingungen in den Minen nicht lange – in den drei Jahrhunderten der spanischen Herrschaft liessen insgesamt ca. 8 Millionen Menschen in den Minen ihr Leben und verhalfen Spanien zu immensem Reichtum.
Potosís Einwohnerzahl wuchs auf 200.000 – damit zählte die Stadt zu den damals grössten Städten der Welt, vergleichbar mit z.B. Paris.
Doch im frühen 19. Jahrhundert wurde immer weniger Silber gefördert, und vom drastischen Fall des Silberpreises Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die Stadt nie wieder ganz erholt.
Heute sind die Minen immer noch in Betrieb. Gefördert wird heute vor allem Zink und Blei, Silber macht nur noch ca. 3% des geförderten Materials aus.
Erschreckend ist vor allem, dass sich die Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter seit dem 16. Jahrhundert kaum gebessert haben... zur leichten Besserung ihrer Lage trägt heute der Tourismus bei. Besucht man die Minen, bringt man den Arbeitern Geschenke mit, die ihnen die Arbeit erleichtern und 15-20% der Kosten für die Tour gehen direkt an die Familien der Arbeiter.
Der Markt der Minenarbeiter - hier kauft man Geschenke für die Arbeiter, v.a. Coca-Blätter und Getränke.
Ausserdem ist der Markt der einzige Ort auf der Welt, auf dem man legal Dynamit kaufen kann
professionell ausgestattet... und NEIN, ich bin nicht schwanger, das ist ein Beutel Cocablätter
Da gehts rein...
definitiv nichts für klaustrophobisch veranlagte Menschen
Ein Minenarbeiter - der wohl härteste Job der Welt. 12 Stunden jeden Tag, 6 Tage die Woche. Am Sonntag versuchen sie das zu verkaufen, was sie unter der Woche gefunden haben.
Beim Arbeiter vorne sieht man gut den grossen Ball an Cocablättern in der Backe. Ohne Coca wäre die Arbeit hier nicht möglich, es sorgt für eine bessere Sauerstoffaufnahme und lässt die Arbeiter Hunger und Müdigkeit nicht spüren. Deswegen ist eine Tüte Cocablätter das am liebsten Gesehene Geschenk.
Die komplette Arbeit wird mit primitiven Werkzeugen und Dynamit verrichtet. Die Temperaturen im Berg variieren von unter Null bis zu 35°. Innerhalb von 10 bis 15 Jahren sterben die meisten Arbeiter an Staublunge oder anderen Krankheiten.
Runter in den Schacht - mittlerweile 500m unter dem Berg, und es ist ziemlich warm
Das ist Alberto, der erfahrenste Minenarbeiter. Er arbeitet seit 19 Jahren im Berg - jetzt ist er 33. Alle Mineros arbeiten nur in die eigene Tasche, im Monat verdienen sie im Schnitt 100 Euro. Auf alle Mineralien müssen Steuern gezahlt werden, dafür haben sie dann auch Anspruch auf Rente (10 Euro im Monat). Es arbeiten auch Hunderte von Minderjährigen im Cerro Rico, das normale Einstiegsalter ist 14 Jahre.
diesen Weg müssen die Arbeiter dann Tonnen von Gestein auf dem Rücken hochhieven und per Hand in Eisenwaggons bis ins Freie schieben.
Die Stollen wurden definitiv nicht für 1,96m grosse Europäer gebaut
zum Teil kommt man nur kriechend vorwärts...
die katholischen Arbeiter denken, dass sie so tief unter der Erde im Reich des Teufels arbeiten und seine Mineralien stehlen. Deshalb werden ihm täglich Opfer gebracht... Zigaretten, Coca-Blätter und Alkohol. Sie nennen ihn auch "Tio" (Onkel). Jeden Freitag findet eine grosse Zeremonie statt, in der sich die Mineros selbst mit 96%igem Alkohol besinnungslos trinken (auch ein begehrtes Mitbringsel).
unser selbst gekauftes Dynamit wurde dann natürlich auch noch gezündet
Hier das Video in voller Länge:
Einziger Kommentar: "Boah Lieber Ey"!
Also bis zum Schluss durchhalten=)
Momentaner Aufenthaltsort:
daheim
zuletzt aktualisiert am:
20.04.10: Landgaenge
"Die Welt ist ein Buch - wer nie reist, liest nur eine Seite davon"